Lokale Blutstillung und Weichgewebe-Regeneration

Eine gezielte, effektive und sachgerechte lokale Blutstillung kann im Fall des Falles lebensrettend sein. Kommt es bei operativen Eingriffen und Wundversorgungen zu akuten Blutungen, bedarf es einer raschen Intervention. Moderne hämostatische (blutstillende) Produkte ermöglichen hier eine rasche Kontrolle der Blutung und eine Reduzierung des Blutverlustes. Sie sind in der Lage selbst größere Gewebedefekte in kürzester Zeit effizient zu verschließen.

Die Forschungsgruppe unter der Leitung von Paul Slezak und Rainer Mittermayr erforscht die Mechanismen der lokalen Blutstillung von den molekularen Grundlagen über die Materialentwicklung bis hin zur klinischen Anwendung. Dabei wird der Fokus auf die Entwicklung neuer hämostatisch-wirksamer Präparate, sowie auf neue Ansätze zum Gewebe- und Wundverschluss gelegt. Spezifische Forschungsschwerpunkte sind:

  • Wundversiegelung mittels biologischer und synthetischer Materialien
  • Kombination von hämostatischen und geweberegenerativen Ansätzen zur Blutstillung
  • Optimierung der lokalen Hämostase
  • Entwicklung neuer experimenteller Modelle zur Untersuchung verschiedener Aspekte der pathologischen Wundheilung (z.B. Ischämie)
  • Chronische Wunden unterschiedlicher Entität (z.B. mit diabetischem Hintergrund, Druck)
  • Anwendung von Wachstumsfaktoren und Zytokinen (frei oder gebunden an Trägermaterialien) oder zelltherapeutischen Ansätzen bei chronischen Wunden um die Wundheilungskaskade zu beeinflussen
  • Untersuchung physikalischer Alternativen zur Förderung der Heilung des Weichteilgewebes

Eine Schlüsselrolle bei der lokalen Blutstillung nimmt Fibrin ein, welches beim Ablauf der natürlichen Gerinnungskaskade als Endprodukt produziert wird. Daraus hergeleitet entstand ein Versiegelungskleber auf Fibrin-Basis, um eine schnelle Blutstillung zu gewährleisten. Fibrinkleber weist eine umfassende Biokompatibilität auf und wird im Körper natürlich abgebaut, weshalb er ein wichtiges Werkzeug im klinischen Alltag darstellt. Die Forschungsgruppe war und ist maßgeblich an der Entwicklung und Perfektionierung der Fibrinkleber-Technologie und der speziellen Applikationsgeräte für die klinische Anwendung beteiligt.

Ein besonderer Fokus wird dabei auf die Erforschung nicht-invasiver physikalischer Methoden gelegt, die die Wundheilung positiv beeinflussen sollen. Dies umfasst beispielsweise die extrakorporale Stoßwellentherapie, die zur Aktivierung der körpereigenen Regenerationskräfte führt. Es konnte zum Beispiel gezeigt werden, dass es zu einer Rekrutierung von Stammzellen an den Ort der Wunde kommt. Ein anderes Verfahren ist die Lichttherapie. Dabei wird Licht zur Beschleunigung der Wundheilung und einer verbesserten Durchblutung des Gewebes eingesetzt.

Extrakorporale Stoßwelle

In den Jahrzehnten seit ihrer Entdeckung hat die Stoßwellentherapie eine erstaunliche Wandlung hingelegt. Es ist ein destruktives Verfahren, das der extrakorporalen Stoßwelle den Einzug in die Medizin erlaubte. In den 1980ern revolutionierte die Nierensteinzertrümmerung mittels Stoßwelle die Urologie. Durch die Dokumentation sämtlicher Nebenwirkungen der neuartigen Behandlung wurde jedoch klar: die Stoßwelle regt die Heilung von Knochenbrüchen an, weit über das Maß normaler Heilung hinaus.

Dass Österreich heut weltweit führend ist bei der Behandlung von nichtheilenden Knochenbrüchen, ist der Initiative von Wolfgang Schaden zu verdanken. Der ehemalige Oberarzt am Traumazentrum Wien Standort Meidling gilt als Pionier der Stoßwellenforschung in der Traumatologie. Seine wegweisende Forschung am Ludwig Boltzmann Institut für Traumatologie und der AUVA führte zur Gründung der Europäischen und später Internationalen Gesellschaft für Extrakorporale Stoßwellentherapie (ISMST).

In den Unfallkrankenhäusern der AUVA  gehört die Stoßwellbehandlung bereits zur Routine. Bei besonders komplizierten Brüchen, die eine Heilungsstörung erwarten lassen, wird sie bereits vorbeugend angewandt. Lange Zeit galt die Annahme, dass die regenerativen Effekte der Stoßwelle mit vielen mikroskopisch kleinen Verletzungen zusammenhängen, die die Heilung anregen. Ein Nachweis dieser Mikrotraumata konnte jedoch nie erbracht werden. Untersuchungen am LBI Trauma in Zusammenarbeit mit der FH Technikum Wien beschreiben vielmehr verschiedene zelluläre Effekte der Stoßwelle, die ihre heilenden Eigenschaften erklären könnten.

ORFIII widmete im Format „Treffpunkt Medizin“ eine 45-minütige Dokumentation den heilenden Explosionen der Stoßwelle. Die Sendung ist mit freundlicher Genehmigung des ORF über unsere Webpage zu sehen.

a. Heilende Explosionen waren Thema in „treffpunkt medizin“.

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