Wiener Kongress feiert 40. Jubiläum der European Shock Society

Als Präsident der European Shock Society (ESS) wurde Marcin Osuchowski mit der Ausrichtung des alle zwei Jahre stattfindenden Kongresses beauftragt – eine ganz besondere Ehre angesichts des 40-jährigen Jubiläums der Gesellschaft!

Marcin Osuchowski, Leiter der Sepsis-Shock-Trauma-Forschung am LBI Trauma und gebürtiger Pole, fand im intellektuell reichen Ambiente der Universität Wien einen passenden Rahmen für die Veranstaltung. Der Kongress präsentierte eine herausragende Auswahl an Redner:innen, die für einen anregenden Gedankenaustausch sorgten und ein hohes Maß an akademischer Exzellenz aufrechterhielten.

Bei dem Kongress ging es nicht nur um erfahrene Fachleute, er konzentrierte sich auch auf die Einbindung der aufstrebenden Generation von Wissenschaftler:innen. Die vor dem Kongress stattfindende ESS Summer School, der Poster Walk und die New Investigator Award Competition (ENIAC) boten Nachwuchswissenschaftler:innen wertvolle Gelegenheiten, sich zu präsentieren und neue Netzwerke zu bilden.

Die Organisation der Konferenz oblag dem AUVA-Büro für Internationale Beziehungen und Kongressmanagement (Koordination: Nikolaus Schaden-Kajoui & Sabrina Michelitsch). Unterstützt von jungen Freiwilligen von LBI Trauma sorgten sie trotz gelegentlicher logistischer Probleme für einen reibungslosen Ablauf der Veranstaltung.

a. Marcin Osuchowski wurde die Ehre zuteil, das Jubiläumsevent zu organisieren.

LBI-Trauma Wissenschaftler:innen präsentieren ihre Spitzenforschung

LBI Trauma Wissenschaftler:innen waren im Programm stark vertreten. Beispielsweise erläuterte Wolfgang Holnthoner (Leiter der Gefäßbiologie-Forschung) die Feinheiten von Extrazellulären Vesikeln und ihr Potenzial in verschiedenen Forschungsbereichen. Johannes Zipperle (wissenschaftlicher Koordinator der Translationalen Anästhesiologie und Schmerzmedizinforschung) befasste sich mit der zellulären Modulation und Hämostase-Dysregulation bei kritisch kranken Patienten, während Andrey Kozlov (Leiter der Forschungsgruppe „Molekulare Basis von Organversagen und Regeneration“) die Rolle der Mitochondrien als Schlüsselakteure bei der Exzitotoxizität darlegte. Auch jüngere LBI Trauma Wissenschaftler:innen präsentierten stolz ihre Arbeiten: Anette Vaglio Garro (aus Costa Rica) über Glutamat-vermittelte neuronale Schäden, Fatemeh Azizian-Farsani (aus dem Iran) über den funktionellen Einsatz der Thromboelastometrie in Modellen für akute Erkrankungen und Philipp Thaler (Österreich) bei der Entwicklung eines klinisch relevanten Kompartmentsyndrom-Modells.

Aufstrebende Stars der Intensivmedizin-Forschung standen beim European New Investigator Award Competition (ENIAC; die fünf besten eingereichten Abstracts) auf der Bühne. Naimeh Hashemi (aus dem Iran) vom LBI Trauma war eine der Top-Finalistinnen; Sie präsentierte eine Gemeinschaftsarbeit über die mechanistische Rolle der Vorteile von Dexamethason bei der Behandlung kritisch erkrankter COVID-19-Patient:innen.

Eine der freudigsten Sitzungen war „40 Jahre ESS: Erinnerungen“, bei der neun ehemalige ESS-Präsidenten (darunter Heinz Redl und Soheyl Bahrami vom LBI Trauma) zu Gast waren, wobei Jan Goris aus Belgien der älteste Teilnehmer war. Die Sitzung hatte das Format einer Diskussionsrunde, die von Borna Relja und Marcin Osuchowski moderiert wurde. Die Präsidenten beantworteten Fragen des Publikums, erinnerten sich an Vergangenes und Geschichten und dachten über die Zukunft der ESS nach. Es war eine hervorragende Möglichkeit, diejenigen zu ehren, die das bestehende Erbe der ESS mitgestaltet haben.

a. LBI Wissenschaftlerin Naimeh Hashemi war Finalistin in der European New Investigator Award Competition.

Patientenberichte im Rampenlicht des ESS-Kongresses

Die berührendste und denkwürdigste Sitzung des Kongresses war jedoch die Patient Testimonial Session, in der zwei Überlebende einer kritischen Erkrankung, Dennis Kredler (Belgien; Sepsis) und Paul Föll (Deutschland; Polytrauma), ihre fesselnden Geschichten von der Intensivstation und der Rehabilitation danach erzählten. Die Sitzung wurde von zwei Intensivärzten geleitet: Herbert Schöchl (Österreich) und Antoine Herpain (Belgien), die an der Rettung von Dennis und Paul beteiligt waren. Jede dieser Geschichten war anders und einzigartig, doch beide hatten einen gemeinsamen Nenner: Sie drückten Dankbarkeit und Freude über das Überleben einer lebensbedrohlichen Erkrankung aus und wünschten zu vermitteln, wie die Dinge aus der Sicht des Patienten noch verbessert werden können. Ihre Erfahrungsberichte haben uns alle eindrücklich daran erinnert, dass am Ende unserer Forschungsbemühungen immer ein Patient steht und dass die Rettung von Leben mehr erfordert als nur Wissen; sie erfordert Engagement, Organisation und enge Zusammenarbeit von medizinischen Fachkräften aus verschiedenen Bereichen.

a. In einer außergewöhnlichen Session brachte der ESS Kongress Patientenberichte auf die Bühne.

Feierlichkeiten und Awards im Wiener Rathaus

Den Abschluss des ESS-Kongresses bildete ein herausragendes Social Event, das dem 40-jährigen Jubiläum würdig war: ein Galadinner mit Live-Musik im Wiener Rathaus. Bevor die Party begann, erhielten mehrere exzellente Wissenschaftler:innen Auszeichnungen in verschiedenen Kategorien, darunter auch unsere eigenen Nachwuchsforscher: Sergejs Zavadskis (gebürtiger Lettland) wurde für das beste Poster in der Kategorie Trauma & Verletzung ausgezeichnet, während Johannes Zipperle (Österreich) für das beste Poster in der Kategorie Entzündung/ Gerinnung/ Mechanismen geehrt wurde. ENIAC-Finalistin Naimeh Hashemi erhielt einen ESS Travel Award.

Für das LBI Trauma ging es an diesem Abend nicht nur ums Empfangen, sondern auch ums Geben: Der ehemalige LBI Trauma-Direktor Heinz Redl überreichte den renommierten Günther-Schlag-Gedächtnispreis an Dr. Anna Herminghaus (gebürtige Polin) vom Universitätsklinikum Düsseldorf. Der Preis wird alle zwei Jahre zum Gedenken an den allerersten Direktor des LBI-Trauma-Instituts verliehen. Dabei werden nicht nur wissenschaftliche Verdienste anerkannt, sondern auch Enthusiasmus, vorbildliche Arbeitsethik und ein kollegialer Geist.

Als letzte Amtshandlung als ESS-Präsident überreichte Marcin Osuchowski die Präsidentenplakette an die neue (erste weibliche!) ESS-Präsidentin: Borna Relja (gebürtige Kroatin) vom Universitätsklinikum Ulm, Deutschland. Den Rest des Abends verbrachten wir mit Tanzen, Singen und Spaß bis Mitternacht, getreu dem Motto: „ESS: Energy, Smile, Science“. Mit den Worten des ehemaligen Präsidenten: „Es war ein absolut großartiger Abend mit Mitgliedern der internationalen ESS-Familie. Wir laden Sie herzlich ein, dieser Familie beizutreten. Kurz gesagt: Say YES to ESS!“

a. Im Rahmen des Galadinners im Wiener Rathaus übergab Marcin Osuchowski die ESS-Präsidentschaft an Borna Relja.