Einmal LBI Trauma, immer Alumni

Forschen und Lernen sind untrennbar miteinander verbunden. Und so ist es nicht verwunderlich, dass das Ludwig Boltzmann Institut für Traumatologie (LBI Trauma), das Forschungszentrum in Kooperation mit der AUVA, einen besonderen Fokus auf die Aus- und Weiterbildung von Ärzt:innen und Forscher:innen legt. In den über 40 Jahren seines Bestehens hat das LBI Trauma nicht nur die Forschung in der experimentellen und klinischen Traumatologie entscheidend mitgestaltet – auch zahlreiche Karrieren nahmen hier ihren Anfang.

Die ständige Verbesserung der Behandlung von Patient:innen zu gewährleisten, ist ein zentrales Anliegen der AUVA. In den Unfallspitälern wird nicht „angemessen und zweckmäßig“ versorgt, sondern nach bestem Stand der Technik. Um immer am Ball zu bleiben, und diesen Stand der Technik sogar selbst zu verbessern, unterstützt die AUVA Forschung auf höchstem Niveau.

Forschung ist nie eine einseitige Sache. Zum neu Entdeckten gehört immer auch ein Entdecker. Die Forschungsergebnisse füllen die Seiten unzähliger Diplomarbeiten – allein in den letzten 10 Jahren schlossen am LBI Trauma, unterstützt von der AUVA, über 60 Bachelor- und Master-Student:innen und 40 Doktorand:innen ab, dazu gesellen sich 10 Habilitationen, also die durch ausgiebige wissenschaftliche Leistungen erlangte Lehrbefähigung an einer Universität. Erster Alumni war Univ.Prof. Dr. Hans Peter Dinges, späterer Primar der Pathologie des Landeskrankenhauses Klagenfurt. Die erste Habilitation stammte aus der Feder von Univ. Prof. Dr. Nikolaus Schwarz, von 1997 bis 2014 ärztlicher Leiter des UKH Klagenfurt.

a. “Drei Engel für Charlie”, so betitelt Dr. Susanne Wolbank am Alumni-Treffen dieses Foto, aufgenommen vor 10 Jahren am TERMIS Weltkongress. Das Institut organisierte damals den größten Kongress der Tissue Engineering and Regenerative Medicine International Society. Über 2000 Wissenschaftler:innen fanden sich in der Wiener Hofburg ein. Susanne Wolbank, mittig am Foto, ist dem Institut übrigens erhalten geblieben und mittlerweile Stellvertretende Direktorin.

Um die halbe Welt

Manche Absolvent:innen bleiben dem Institut nach ihrem Abschluss erhalten, andere zieht es hin zu neuen Abenteuern. Unter den LBI Trauma Alumni findet sich ein breites Spektrum an Laufbahnen, akademischer sowie auch wirtschaftlicher Natur, in aller Welt. Ihre Erfahrung am weitesten getragen hat mit Sicherheit Christina Schuh. Bereits während ihrer Studienzeit am FH Technikum mit dem Institut verbunden, schloss sie später auch ihr Doktorat am LBI Trauma ab. Nun arbeitet sie als Assistant Professor an der Universidad del Desarrollo in Santiago de Chile und ist stellvertretende Studiengangsleiterin im Doktoratskolleg. Die Uni liegt auf 1000 Höhenmetern am Fuße der Anden und beinhaltet 3500 m² neueste Laboratorien.

Zu ihrer Stelle kam Dr. Schuh über eine Jungforscherförderung, mit einer, wie sie es selbst beschreibt, „total verrückten Idee“: Bienen-Mikrovesikel als antibakterieller Wirkstoff in der Wundheilung. Inspiration zog sie aus ihrer Kindheit. Auf aufgeschürfte Knie gab ihre Mutter stets ein Pflaster mit Honig, „damit es sich nicht infiziert“. „Wir wären alle gut beraten, ein bisschen mehr auf unsere Kräutergroßmütter zu hören.“, erzählt Dr. Schuh, „Mit jedem Tag, der vergeht, gibt es weniger wirksame Antibiotika und mehr resistente Bakterien, die Schere wird größer und uns bleibt da nicht mehr viel Zeit. Da braucht es jetzt zum einen kreative Ansätze, und zum anderen ein bisschen „zurück zum Ursprung“. Wenn wir die Wirkstoffe in Pflanzen oder Honig entschlüsseln und in kontrollierten Laborbedingungen testen, können wir neue Therapien entwickeln, die auf hunderte Jahre altem Wissen basieren.“

In Chile fand Dr. Schuh großartige Unterstützung. Sie war überrascht von den zahlreichen Arten der Forschungsförderung, die in Chile fast zur Gänze in Ausschreibungen fließt. Die Chilenen sind zudem sehr offen für internationale Kollaborationen, weshalb bei ihren Projekten nach wie vor die FH Technikum Wien und das LBI Trauma beteiligt sind.

a. Abgesehen von den Förderungen, die uns die Forschung ermöglichen, ist das Leben in Santiago de Chile ein absoluter Traum. Die Lebensqualität ist sehr hoch, die traditionell chilenische Küche ist ausgezeichnet und wir haben 9 Monate Sommer pro Jahr. Man hört so gut wie nie jemanden „sudern“, die Stimmung ist einfach zu gut. Unser Unicampus liegt direkt neben einem Naturschutzgebiet, Mittagessen unter Palmen im Gras oder Wandern nach der Arbeit stehen an der Tagesordnung. Das hilft mit der Work-Life Balance!

Und zurück ins Traumazentrum Wien

Trotz teils großer geographischer Distanz bleibt die Verbindung zum Institut also oft bestehen. Das gelebte Miteinander in der Forschung bildet einen Nährboden für Kooperationen weit über die Ausbildungs- und Beschäftigungszeit hinaus. Ein Alumni-Treffen ließ diesen gemeinschaftlichen Wissenschaftsgeist nun auf ein Neues aufleben. Auf dem Plan standen 3-Minuten-pitches von ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, nun Firmengründer:innen, Professor:innen, Klinikdirektoren in Österreich und darüber hinaus. Die Zeitverschiebung nach Wien schreckte niemanden ab, auch Gäste von Übersee schalteten sich im virtuellen Raum zu. Wer live vor Ort war, genoss Kaffee und Kuchen und das gemeinsame Schwelgen in Erinnerungen. Der „Heureka!“-Moment eines geglückten Experiments, die gemeinsam verbrachten Stunden an der Sterilwerkbank, auch das ein oder andere Hoppala im Labor – die gemeinsame Zeit im Traumazentrum Wien, Standort Lorenz Böhler war allen in guter Erinnerung geblieben.

Kurzpräsentationen von Leiter:innen verschiedener Institutsgruppen rundeten das Event ab und zeigten den Gästen, was sich seit ihrer Zeit am LBI Trauma verändert hatte – und was sich wohl nie ändern wird. Über so manch altes Foto durfte geschmunzelt werden.