Neues FWF Projekt: Senolytika gegen traumabedingte Gebrechlichkeit im Alter
Mikolaj Ogrodnik und sein Team am Ludwig Boltzmann Institut für Traumatologie (LBI Trauma) haben soeben eine Förderung des Wissenschaftsfonds FWF für ihr neues Projekt „Behandlung von traumabedingter Gebrechlichkeit im Alter mit Senolytika“ erhalten. Während Senolytika – Medikamente, die alternde, entzündungsfördernde Zellen gezielt entfernen – bislang vor allem im Zusammenhang mit altersbedingten Erkrankungen erforscht werden, ist ihr Potenzial in der Traumabehandlung bislang weitgehend unerforscht. Dabei kommt diese Forschung zu einem entscheidenden Zeitpunkt: Unsere Gesundheitssysteme stehen vor der wachsenden Herausforderung einer alternden Bevölkerung.
Ältere Patient:innen sind besonders anfällig für Verletzungen – ein zentraler Auslöser für Behinderung, Pflegebedürftigkeit und Mortalität im Alter. Trotz der hohen klinischen Relevanz sind Verletzungen im höheren Lebensalter bislang wenig erforscht, was vor allem an den komplexen biologischen Prozessen liegt. Der Mangel an biomedizinischem Verständnis hat zur Folge, dass es nur wenige effektive Behandlungsmöglichkeiten gibt, um die Genesung älterer Menschen nach Verletzungen zu verbessern und altersbedingte Gebrechlichkeit zu reduzieren.
Jüngste Forschungsergebnisse zeigen, dass zelluläre Seneszenz – ein Zustand, in dem Zellen aufhören sich zu teilen und stattdessen entzündungsfördernde Signale aussenden – sowohl systemisch mit dem Alter als auch lokal an Verletzungsstellen zunimmt. In Vorversuchen beobachtete das Team, dass ältere Tiere nach Verletzungen eine verstärkte Entzündungsreaktion und erhöhte Gebrechlichkeit entwickeln – ein Befund, der die klinische Realität bei älteren Patient:innen gut widerspiegelt. Das legt nahe, dass seneszente Zellen wesentlich zur traumainduzierten Gebrechlichkeit beitragen.
Wir wissen heute, dass seneszente Zellen gezielt durch Senolytika entfernt werden können – viele dieser Wirkstoffe werden bereits in klinischen Studien für altersbedingte Erkrankungen getestet. Unser Projekt zielt darauf ab, Senolytika zur Behandlung von traumainduzierter Gebrechlichkeit einzusetzen. Dabei sollen sowohl systemisch vorhandene altersbedingte als auch lokal in verletzter Haut auftretende seneszente Zellen angesprochen werden. Durch die Verabreichung der Medikamente entweder systemisch oder lokal will das Forschungsteam herausfinden, welchen Beitrag alterungsbedingte und verletzungsbedingte seneszente Zellen zur systemischen Entzündung und Gebrechlichkeit leisten.
Die Studie untersucht zentrale, bislang unbeantwortete Fragen zur Senolytika-Therapie: Welcher Verabreichungsweg ist am wirksamsten? Welche Typen seneszenter Zellen reagieren besonders gut oder schlecht auf die Behandlung? Und wie beeinflussen Senolytika die traumainduzierte Gebrechlichkeit im Alter?
Es handelt sich um eine der ersten Studien, die systemisch und lokal entstandene seneszente Zellen hinsichtlich ihres Beitrags zur Entzündungsreaktion direkt miteinander vergleicht und das therapeutische Potenzial von Senolytika bei alterstraumainduzierter Gebrechlichkeit untersucht. Die gewonnenen Daten werden entscheidend dazu beitragen, Senolytika als Therapieoption für ältere Traumapatient:innen in die klinische Praxis zu überführen. Indem die zellulären Mechanismen hinter der traumainduzierten Gebrechlichkeit in den Fokus genommen werden, könnte diese Forschung die Erholung und Lebensqualität älterer Menschen entscheidend verbessern.