Erstmals keramisches subperiostales Kieferimplantat bei Patientin eingesetzt
Zum ersten Mal in der Geschichte der Chirurgie wurde im Rahmen des INKplant-Projekts ein 3D-gedrucktes keramisches subperiostales Kieferimplantat erfolgreich bei einer Patientin eingesetzt. Lithoz, unser langjähriger Partner im österreichischen Cluster für Geweberegeneration, demonstriert damit eindrucksvoll das enorme Innovationspotenzial des keramischen 3D-Drucks. Dank der hohen Präzision der Lithoz LCM-Technologie und den Gestaltungsmöglichkeiten des 3D-Drucks wurde dieses spezielle Implantat, das unter der Knochenhaut platziert wird, ermöglicht.
Das ehrgeizige INKPLANT-Projekt vereint 19 Partner aus sieben Ländern, darunter die Cluster-Mitglieder LBI Trauma und Lithoz, und wird von der Profactor GmbH koordiniert. Das Projekt wird von der Europäischen Union gefördert und hat zum Ziel, 3D-gedruckte, patientenspezifische Implantate für die Behandlung verschiedener Erkrankungen älterer Menschen herzustellen. Nun wurde erstmals ein keramisches subperiostales Kieferimplantat erfolgreich eingesetzt – ein bedeutender Fortschritt für medizinische Anwendungen.
Seit 2021 forscht Lithoz intensiv an der optimalen Kombination verschiedener Biomaterialien mit den Vorteilen des 3D-Drucks. Gemeinsam mit dem österreichischen Spezialisten für keramischen 3D-Druck Lithoz wurde das Implantat entwickelt, um das Problem sich rückbildender Kiefer zu lösen – ein häufiges Phänomen bei älteren Patient:innen. Nach Zahnverlust zieht sich der Kieferknochen oft zurück, was zu atrophischen Kiefern führt und die Verwendung von Zahnersatz erschwert. Bei starkem Knochenschwund sind herkömmliche Zahnimplantate oft nur durch zusätzliche, aufwendige Operationen zur Knochenverpflanzung möglich. Solche Eingriffe sind jedoch besonders für ältere Patient:innen eine Herausforderung, da sie oft aus gesundheitlichen Gründen nicht für Knochentransplantationen in Frage kommen.
Ein Patient des Kepler-Universitätsklinikums, der zuvor mehrere Zahnimplantate und Knochenverpflanzungen verloren hatte, konnte aufgrund starker Narbenbildung keine weiteren konventionellen chirurgischen Eingriffe durchführen lassen. Daher wurde ihm das neue Implantat im Rahmen eines sogenannten „compassionate use“-Falls, einer Einzelgenehmigung, eingesetzt. Das Implantat, hergestellt aus biokompatiblem, hochfestem Zirkoniumdioxid mittels der Lithoz LCM-Technologie, erforderte keinen zusätzlichen Knochenaufbau und konnte in einem einzigen Eingriff eingesetzt werden. Dadurch wurde die Heilungszeit um schätzungsweise 75 % verkürzt und eine übermäßige Belastung für den Patienten vermieden. Dank der innovativen Kombination aus Design und Material konnten alle notwendigen chirurgischen Eingriffe in einer einzigen Operation durchgeführt werden. Die Operation unter der Leitung von DDr. Christoph Staudigl war der weltweit erste erfolgreiche Einsatz eines keramischen subperiostalen Kieferimplantats in einem „compassionate use“-Fall. Trotz einiger erwarteter Wundheilungsprobleme nach dem Eingriff zeigte sich die überlegene Weichteilkompatibilität von Zirkoniumdioxid im Vergleich zu Titan als äußerst vorteilhaft. Nach 60 Tagen erwies sich das Implantat als klinisch stabil, was einen entscheidenden Durchbruch bei der Behandlung stark atrophischer Kiefer darstellt.
Das maßgeschneiderte Implantat wurde in Zusammenarbeit zwischen dem Zentrum für Medizinische Physik und Biomedizinische Technik der Medizinischen Universität Wien und DDr. Staudigl entwickelt. Während des Entwicklungsprozesses leisteten auch das BTI Biotechnology Institute (Vitoria-Gasteiz, Spanien) und die BioMed Centre Innovation GmbH (Bayreuth, Deutschland) wertvolle Beiträge. Das Implantat wird von der BioMed Centre Spin-off Agensmed GmbH patentiert und als Medizinprodukt eingeführt sowie mit Lithoz 3D-Druckern hergestellt. Eine klinische Studie zur systematischen Validierung der Wirksamkeit des Implantats ist bereits in Vorbereitung.